Mike (Name geändert) ist Familienvater und hatte sich einfach gefreut, endlich einen Job in Aussicht zu haben. Als Bewerber mit Migrationshintergrund hatte er schon lange gesucht. Nicht einfach, denn er kann noch nicht gut Deutsch sprechen. Umso größer die Freude, dass man ihm eine Chance gab.

Was ihm dann passiert ist, hätte ihn fast das Leben gekostet ... !

 

Was war los?

Der Arbeitgeber bot ihm Probearbeiten (oft irrtümlich 'Praktikum' genannt) an und schickte ihn für einige Tage in ein Team, das geplante Gebäudesanierungen vorbereiten sollte - also in alten Gebäuden das "alles muss raus"-Prinzip. Da muss natürlich viel schweißtreibend per Hand gearbeitet werden. [[Traurigerweise lässt man hierzulande solche "Drecksarbeit", das heißt schmutzige, schwere Entsorgungsarbeiten, bevorzugt von Migranten erledigen. Aber das ist in unserem Beratungsalltag ein Thema für sich: "Rechte & Pflichten am Arbeitsplatz", "Arbeitsverträge" oder "Arbeitsschutz" etc.]] Zurück zu Mike.

Nachdem das Team eines Tages laut Auftrag mehrere Sanitärbereiche geräumt und den Bauschutt im Transporter gesammelt hatte, zwischendurch sinnvollerweise mit Mittagspause, fühlte sich Mike nachmittags/abends plötzlich schlecht.  Am nächsten Tag noch schlechter, also Krankmeldung und Gang zum Arzt. Der diagnostizierte "Grippe". Empfehlung "Geduld, das wird sich wieder legen". Es legte sich nix, es wurde bedrohlich. Wieder zum Arzt: "infektiöse Grippe kann schwieriger sein".

Am dritten Tag war mittlerweile der lang geplante und gebuchte Auslandsurlaub mit Frau und Kind herangerückt. Um nicht Familie und Freunde in der Heimat mitleiden zu lassen, 'schleppte' sich Mike mit buchstäblich letzten Kräften auf die Urlaubsreise, nicht ahnend, dass sein Leben nur noch an einem seidenen Faden hing. Im Heimatland angekommen besuchte er notgedrungen wiederum einen Arzt. DER zeigte deutlich mehr berufsethische Ernsthaftigkeit, überwies ihn sofort als NOTFALL ins Krankenhaus. Dort erfolgten umfassende Untersuchungen und Tests ... Diagnose: "kolibakterielle Blutvergiftung"!! Der bis dahin höchst lebensbedrohlich verschlechterte Zustand des Patienten Mike wurde endlich erkannt, konnte durch gezielte medizinische Sofort-Maßnahmen korrekt behandelt und sein Leben gerettet werden.

 

Wie hatte das passieren bzw. wie hätte das verhindert werden können?

(1) Der Arbeitgeber hatte seine Sorgfaltspflicht missachtet, das Team ohne angemessenen Arbeitsschutz höheren Gesundheitsrisiken (Fäkalienschlamm in den Toiletten & Rohren) ausgesetzt.

(2) Mit dem Mittagessen gelangten Kolibakterien in die Verdauung und somit in den Blutkreislauf und verursachten die lebensbedrohliche Entwicklung im Körper.

(3) Der zuerst aufgesuchte Arzt war auch beim Folgebesuch für die evtl. Ernsthaftigkeit der gesundheitlichen Lage nicht aufgeschlossen, blieb fachlich oberflächlich.

 

Tipp 1: Am Arbeitsplatz auf angemessenen Arbeitsschutz achten und Mängel bei Vorgesetzten/Chefs anzeigen. Je nach Arbeitsbereich können/müssen das geeignete Handschuhe / Helme / Schutzbrillen / Schutzmasken /  Gehörschutz / Arbeitskittel / Sicherheitsschuhe bedeuten.  Bitte nicht als lächerliche Überempfindlichkeit abweisen lassen.

Besonders wichtig ist das bei Minderjährigen. Und Migrant*innen sollten sich nicht etwa wegen Sprachbarrieren ausnutzen oder benachteiligen lassen.

Jede*r hat nur EINEN Körper und EINE Gesundheit (mehr oder weniger).

Übrigens: Arbeitslose sind verpflichtet, Probearbeiten VOR Beginn bei dem/der Arbeitsvermittler*in anzumelden. Wichtig allein schon für den Versicherungsschutz, aber natürlich auch zur Vermeidung von 'Schwarzarbeit', die für Arbeitgeber UND Arbeitnehmer strafrechtliche Konsequenzen haben kann.

Tipp 2: Genaue Auskunft können dazu jederzeit die zuständigen Berufsgenossenschaften und/oder Betriebsräte geben.

Tipp 3: Bei bleibenden Schäden/Konsequenzen Meldung an Berufsgenossenschaft, Krankenkasse, Arbeitgeberverband überlegen, notfalls über Fachanwälte.

 

Fragen? Wir sind gerne für dich da. Nutze z.B. unseren "Kummerkasten" aus unserem vielfältigen Serviceangebot.

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